Hallo Leutz,
ich hoff, euch gehts genauso gut wie mir...
Also ich bin ja am 8.3. in Mumbain eingeflogen, konnte da meine 20koepfige Gruppe kennenlernen, mit der ich reise und hab mit ihnen dort meine erste Nacht verbacht. Wir haben uns dann per Taxi durch den Mumbaier Verkehr durchgeschlagen (ich glaube nirgendwo auf der Welt kommt man dem "Transporter"-Fahrstil naeher)...die Strassen sind total ueberfuellt und 4 Spuren werden von 6-8 Fahrzeugen nebeneinander geteilt. Wir habe uns das Gateway to India angesehen und wurden gleich von ca 100 Indiern per Handykameras fotografiert...das ist wohl etwas, das jeder weisse Tourist in Indien ueber sich ergehen lassen muss: egal wo, wann und mit wem, man wird IMMER mit einer Dreistigkeit, die in Europa nicht existiert, angestarrt und fotografiert, egal wie oft man nein sagt.
Die naechsten Tage haben wir in Lonavla, ca 3 Std von Mumbai entfernt, in einem Ashram (=indisches Kurhospital) verbracht. Morgens um 6 gings los mit Yoga und dreimal am Tag gabs Krankenhausmahlzeit, die man nicht mehr kauen musste. Um 8 Uhr abends wurde das Tor dann zugemacht und Alkohol oder Musik war natuerlich absolut verboten :)...aber es gab auch ein unbewachtes Dach.
Von Lonavla aus sind wir dann einen 28km langen Trek durch den Dschungel zu einem einsamen Dorf angetreten, verbrachten da die Nacht und hatten somit unser Outdoorprogramm auch schon abgehakt.
Am Samstag, den 13.3. sind wir per Nachtzug 12 Std von Mumbai nach Goa gefahren. Ich denke, ihr habt alle die Fotos von indischen Zuegen im Kopf (Slumdog Millionaire).. ich sag euch, nichts davon ist uebertrieben sondern alles nackte Wahrheit. Einige von uns haetten am liebsten geweint als sie in die Schlafwagons eingestiegen sind in denen 60 Menschen auf engstem Raum auf mehr oder weniger stabilen und bequemen Pritschen schlafen. Waehrend der Nacht sind wir Maedels immer wieder vom Blitzlicht der Kameras aufgewacht weil uns wildfremde Maenner im Schlaf fotografiert haben. Aber das gehoert zum Abenteuer Indien einfach dazu und ueberstanden habens auch alle (trotz permanent offenen Tueren aus denen man sich raushaengen kann).
Hier in Goa leben wir, insgesamt ca 50 Mann, in einem Camp. Die Zimmer teilen wir uns immer zu 4. Standard aber besser als ichs mir vorgestellt hab. 3 traumhafte Straende liegen auch recht nahe (5 min in nem ueberfuellten Bus oder 8 min auf meinem Roller, auf dem ich mich Gott sei Dank bis jetzt noch nicht umgebracht habe)
Mittlerweile arbeite ich von Montag bis Freitag morgen immer 2 Stunden in einem Kindergarten nahe der Slums mit 27 Kids, die in einem garagenaehnlichen Miniraum irgendwie beschaeftigt werden muessen. Da die Kids aber alle fast nur Konkni, ihre lokale Sprache, sprechen, weiss ich jetzt auch endlich mal, was eine Sprachbarriere ist :) Ich sag euch, 2 Stunden reichen vollkommen um uns voellig fertig zu machen...
Nachmittags arbeite ich 2 Tage pro Woche in den Slums und bringe jungen Maedels Englisch bei. Die Arbeit hier ist hart aber lohnt sich natuerlich sehr und ein Kinderlaecheln, auch wenns schmalzig klingt, ist die schoenste Belohnung.
Die Armut hier in Indien ist alltaeglich und deswegen normal aber wenn man sichs ab und zu mal ins Gedaechtnis ruft wie wir daheim leben, koennen einem leicht mal die Traenen hochschiessen. Viele Menschen leben hier in notduerftigen Zeltunterkuenften zwischen Muell und im Schlamm, das ist schon heftig.
An den Wochenenden verlassen wir das Camp jetzt immer um kleiner Trips zu starten. Letztes Wochenende waren wir in Palolem, einer ehemaligen Hippihochburg, haben ein bisschen relaxt und sind jetzt wieder fit um die naechste Woche durchzuziehen.
Hab hier schon wieder tolle Leute kennengelernt (hatte bis jetzt immer grosses Glueck) aber ersetzen kanns meine Atzen und Atzinnen von daheim natuerlich auch nicht.
Bin schon langsam ready, wieder nach Hause zu kommen.
Vermiss euch und freu mich auf euch
PS: Schaut euch nochmal Slumdog Millionaire an und glaubt mir, genauso siehts hier ueberall aus... Bollywood, Zuege, Armut...